MAN AS 325H
Dieser MAN ist der klassische Scheunenfund schlechthin gewesen. Ein Bekannter machte uns darauf aufmerksam, dass bei einem Bauern im Nachbarort noch ein Schlepper steht; angeblich ein Hanomag. Zwar sind wir auf einem Nachmittag im Spätsommer über diesen Bauernhof an der offenen Scheune vorbei gefahren, konnten aber keinen alten Traktor ausfindig machen. So geriet die Sache bis Silvester in Vergessenheit, wo wir unseren alten Bekannten wieder trafen. Das Thema kam erneut hoch und ein zweites mal fuhren wir zu der Scheune und wirklich, da stand noch ein alter Trecker, aber ein MAN! Direkt vor dem Schlepper wuchs ein riesiger Busch bis durch das Dach und Brombeeren bedeckten die Maschine. Im Sommer, wenn alles grün ist, war also nichts zu sehen. Glück für uns, denn vielleicht blieb gerade deshalb alles unentdeckt.
Es wurde aber auch höchste Zeit, den Dornröschenschlaf zu beenden. Eine erster Blick zeigte: die Bodenbleche sind praktisch nicht mehr vorhanden und selbst der Guss (!) weist stellenweise starken Rostfraß auf. Es handelte sich um einen MAN AS325H. Als Baujahr wurde 1948 ausgemacht. Es ist einer der aller ersten und weniger verbreiteten Hinterradschlepper mit Riemenscheibe und Mähwerk. Recht schnell konnte ein Ansprechpartner ausgemacht und mit der Bergung begonnen werden. Hierbei erwies sich unsere Motorsäge als wichtigstes Hilfsmittel.
Zu Hause angekommen erfolgte eine mehr als ernüchternde Bestandsaufnahme. So waren sämtliche Blechteile bis zur Unkenntlichkeit verrottet, nur noch papierdünn oder fehlten ganz. Ein Gang war eingelegt und ließ sich nicht mehr ausschalten, die Reifen platt, die Vorderfelgen hoffnungslos durchgerostet, der Motor hatte keine Kompression mehr und die Auslasskanäle waren bis auf wenig mm durch Ablagerungen verstopft. Es war nicht mehr als ein Haufen Schrott und die Hoffnung, daraus wieder einen funktionstüchtigen Schlepper zu machen, schwand.
So zogen fast drei Jahre ins Land, bis wir auf einem Schleppertreffen einen MAN-Spezi kennen lernten, der uns sehr ermutigte. Schließlich hatten wir ja auch nichts zu verlieren. So wurde die Maschine wieder hervorgeholt, von allen Blechteilen befreit und wir wagten einen ersten Blick in das Getriebe. Dieses sah erstaunlich gut aus und das Schaltproblem erwies sich nur als ein Übersetzen des Schalthebels. Nun ging es an den Motor. Den Zylinderkopf haben wir demontiert und die Auslasskanäle von der Ölkohle befreit. Die Ventile wurden bei der Gelegenheit neu eingeschliffen. An den Laufbuchsen waren soweit kaum Verschleißerscheinungen festzustellen. Lediglich an einer Einheit waren leichte, oberflächliche Rostspuren von einem Wassereinbruch zu sehen. Daher bauten wir alle Kolben aus, hohnten die Laufbuchsen und säuberten die Nuten für die Kolbenringe von Ölkohle. Hierbei stellte sich dann heraus, dass es sich schon um einen Austauschmotor handelte, da dieser eine größere Bohrung aufwies.
Nach dem Zusammenbau sollte ein erster Probelauf über ein weiterführen der Restauration entscheiden. Da der Anlasser in einem sehr schlechten Zustand befand, haben wir den Schlepper angezogen und siehe da, nach wenigen Metern lief der Motor, und das schon recht gut. Dadurch ermutigt machten wir uns an die weitere Restauration. Zwischenzeitlich konnten wir einen Teileträger erstehen, den wir aus dem hohen Norden Schleswig Holsteins abholten, aber von dem im Endeffekt nur wenig benutzt wurde. Viel Zeit investierten wir in die Deckel Einspritzpumpe und Düsen. Trotz guter Kompression wollte ein Zylinder nicht sauber verbrennen. Aber auch das Problem löste sich nach einigen Stunden Arbeit. Es wurde dann noch die Kupplung repariert, die Kurbelwelle neu abgedichtet, die Kipphebelwelle und der Ölpumpenantrieb getauscht.
Nun ging es an die Blech arbeiten. Leider erwiesen sich die Kotflügel des Ersatzteilträgers als unterschiedlich und die eigenen waren unbrauchbar. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Kotflügel neu aufzubauen. Nach etlichen Stunden Arbeit hat es auch irgendwie funktioniert. Was Reinhold da abgeliefert hat, ist wirklich sehenswert. Aber auch die anderen Blechteile waren kleine Herausforderungen. So haben wir schließlich die Trittbleche und Motorhaube selber neu angefertigt.
Als Problem erwies sich auch die Farbgebung. Fakt ist, dass die ersten Baujahre kompl. in einem dunklen blaugrün lackiert wurden, wie es auch auf den Prospekten zu sehen ist. Erst Anfang der 50er erfolgte die Umstellung auf Hellgrün/Elfenbein. Nur konnte leider niemand genaue Angaben zu dem alten Farbton machen. Wir haben dann anhand von Farbresten im Werkzeugkasten und an den Felgen einen RAL-Ton bestimmt.
Alles in allem hat sich die Arbeit gelohnt und wir denken, der MAN AS325H braucht sich nicht zu verstecken.
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