Einen F4L514, den wollte ich schon immer gerne haben, aber das schien recht schwierig. Schließlich gab es die nicht an jeder Ecke und einige waren schon in Sammlerhänden. Das ganze dann noch zu einem halbwegs fairen und bezahlbaren Preis war nicht einfach. Ich wusste wohl einen, der sogar bei uns in der Nähe stand, aber nach erster Tuchfühlung machte ich mir da keine große Hoffnung. So verging die Zeit und irgendwann verstarb der Besitzer. Da wir ja schon zu früheren Zeiten Interesse bekundet hatten, trat einige Zeit später der Sohn an uns heran. Kaum zu glauben, also schnell hin und angeschaut. Auf den ersten Blick war der Zustand noch vertretbar. Die Kotflügel waren dürftig geflickt, das Verdeck ziemlich hin, die Hydraulik war umgebaut und leckte überall sowie zwei Zylinderköpfe bliesen durch. Dann kam die Sache mit dem Preis und es vergingen weitere bange Tage. Der Verkäufer war sich seiner Sache auf einmal doch nicht mehr so sicher und hatte angeblich weitere Interessenten. Uns ausstechen lassen und so den Preis hochtreiben; auf solch ein Spiel wollten wir uns keines Falls einlassen. Das machten wir auch unmissverständlich klar. Es wurde eine Bedenkzeit von 4 Tagen eingeräumt und dann ja oder nein. Die Zeit schien nicht zu vergehen. Und dann tauchte plötzlich im Deutz-Forum eine Preisanfrage zum F4L514 auf: „Was kann ich für diesen Schlepper nehmen? Stimmt es, dass Holländer bis zu 20.000,-€ bezahlen?“ Dann wurde ein Foto eingestellt und mich traf der Schlag. Es war der gleiche Schlepper. Glücklicher Weise wurden diese Preise im Forum als absolut unrealistisch abgeschmettert, aber meine Hoffnung sank wieder. Dann war es schließlich soweit, wir telefonierten mit dem Besitzer. Wir konnten den Schlepper bekommen, aber zu einem festen Betrag. Damit wäre der Deutz gut bezahlt und war dicht an meinem Limit, aber ich wusste auch, so schnell nicht wieder an solch einen Schlepper heranzukommen. Also schnell überlegt und mit der Bedingung eingewilligt, den Schlepper gleich am nächsten Tag abzuholen. Wir hatten schon oft erlebt, wie längeres Warten plötzlich den Preis hochtreibt oder die Maschine plötzlich nicht mehr zum Verkauf steht.
Da es nur eine Strecke von 10km war, entschieden wir uns den Deutz standesgemäß mit meinem F2L und Schleppstange zu holen. Der hatte aber erstaunlich viel Mühe, den Trecker zu ziehen. Da auf dem Weg eine Wiegestation lag, machten wir einen Zwischenstopp und staunten nicht schlecht. Der F4L sollte knapp über 4800kg wiegen, mehr als eigentlich zulässig. Zu Hause angekommen wurde noch einmal genauer hingeschaut. Es handelte sich um einen F4L514/NSK mit Hydraulik, Druckluft und Riemenscheibe. Für das hohe Eigengewicht waren Innen- und Außengewichte an der Vorderachse sowie insg. 4 Gewichte an der Hinterachse verantwortlich. Zusätzlich waren alle 4 Reifen mit Wasser gefüllt. Nach einer gründlichen Wäsche und in der folgenden Zeit stellten wir viele Mängel fest, so dass sich die Restauration mit einigen Pausen auf 2 1/2 Jahre hinzog.
Der Schlepper wurde weitestgehend zerlegt. Es zeigte sich, dass die Hydraulik nachgerüstet wurde. Von den verschiedenen abenteuerlichen Materialien die dabei verbaut wurden wie z.B. Wasserleitungsrohre abgesehen, war alles undicht. Daher entschlossen wir uns diese wieder zu demontieren. Um die Druckluftanlage stand es nicht viel besser. Aber wir wollten diese gerne beibehalten, mussten jedoch sämtliche Rohre neu biegen und auch ein neuer Kompressor musste her. Da die Maschine früher bei einem Lohnunternehmer lief, konnten wir noch ein paar originale Fotos auftreiben. Die zeigten den Deutz zu seiner Anfangszeit ohne Hydraulik, mit Komfortsitz und Rockingerzugmaul. Die Rockinger fehlte leider ganz, konnte aber aufgetrieben werden. Dazu ließ ich noch eine neue Grundplatte ausbrennen. Der Komfortsitz war nur noch zum Teil vorhanden. Bei einer Werkstattauflösung wurden wir jedoch fündig. Ein wenig Ärger bereitete die Einspritzpumpe samt Antrieb, die in der Vergangenheit wenig fachmännisch repariert worden ist. So war ein Gewinde ausgerissen, die Antriebswelle eingelaufen, Lager und Simmeringe defekt. Beim Motor waren Kolben und Laufbuchsen soweit in Ordnung, jedoch war ein Zylinderkopf gerissen und alle Ventilführungen verschlissen. Relativ aufwendig erwies sich auch der Tausch des Kurbelwellensimmerings, der einen kompl. Ausbau des Motors aus dem Rahmen erforderte. Dabei konnte auch gleich ein Blick auf die Kupplung geworfen werden, welche sich aber noch als sehr gut herausstellte. Das Getriebe bereitete relativ wenig Arbeit. Ein Ölwechsel mit vorangehender Spülung sowie der Tausch einiger Lager und Wellendichtringe reichte aus. Was nun blieb waren die Außenarbeiten. Alle Bleche wurden zerlegt und sandgestrahlt. Die Reifen wurden durch neue ersetzt. Die hinteren Kotflügel beschlossen wir kompl. neu anzufertigen. Dazu haben wir die Stehbleche von einem Bekannten auslasern lassen, die Kotflügel gab es beim Holländer und die Streben haben wir selber gebogen. Die Auspuffanlage war nicht mehr original und nach oben verlegt worden. Das ganze aber recht geschickt und so beschlossen wir dieses so zu übernehmen.
So wurden nach und nach alle fertig aufgearbeiteten Teile wieder zusammengebaut. Auch die Elektrik konnte nun fertig gestellt werden. Ende Oktober 2008 war es dann soweit, der F4L drehte seit fast 2 ½ Jahren wieder seine erste Runde.
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